Nach Gaede (1926)
ist
das Zuchtziel darauf gerichtet:
Der
Kopf ist keilförmig und verjüngt sich nach vorn, ist selten grob und zeigt
selbst beim Bock eine edle Form. Er neigt jedoch oft zur Ramskopfbildung,
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die gern gesehen wird, da man der Ansicht ist, dass derartige Vatertiere eine
gute Vererbungskraft besitzen. Die Farbe des Kopfes soll durchweg dunkel sein.
Oft zeigt sich am Maul eine hellere Tönung der Haare, die nicht als fehlerhaft
angesehen wird; dagegen ist ein vollkommen weißes Maul verpönt. Ferner finden
wir in jeder Herde Tiere mit weißem Stirnschopf, der auf fremdes Blut schließen
lässt. Der Kopf muß bis zu den Ohren wollfrei bleiben und soll hornlos sein.
Mitunter trägt das Stirnbein keine Spur von Hornzapfen, doch sind gewöhnlich
kleinere, kaum fühlbare Knochenhöcker vorhanden, die die Stelle des Hornzapfens
kennzeichnen. Die Ohren sind lang, d. h. sie können zur gegenseitigen
Berührung gebracht werden. Die Länge des Ohres beträgt durchschnittlich 10
cm. Der Hals ist länger als beim Fleischschaf und geht in geschwungener Linie
in den Brustkorb über. Der Brustkorb zeigt oft recht verschiedene Formen.
Tiere, die in der Jugend gut ernährt sind und genügend Bewegung gehabt haben,
zeichnen sich durch eine gut entwickelte, meist birnenförmige Brust aus. Je
größer der Brustraum ist, desto eher ist die Möglichkeit für eine gute
Ausdehnung der Organe gegeben. Leider ist der Brustkorb bei unseren grauwolligen
Landschafen oft recht schmal. Der Rücken ist mittellang bis lang, neigt aber
oft zur Senkung. Die Nierenpartie ist nicht immer ideal, hauptsächlich aber ist
die Beckenbreite nicht zufriedenstellend; sie ist durchweg zu schmal. Die
Gliedmaßen sind ziemlich stabil. Vielfach stehen die Klauen der
Vorderextremitäten nahe aneinander und zeigen eine bodenenge Stellung. Bei den
Hinterextremitäten ist meistens das Gegenteil zu beobachten; die Klauen stehen
weiter auseinander, und es zeigt sich die bodenweite Stellung. Das Gewicht der
Vatertiere war besonders großen Schwankungen unterworfen. Verfasser hatte
verschiedentlich Gelegenheit, ausgewachsene Böcke von 100-150 Pfund zu sehen.
Besonders erwähnenswert sind zwei Jährlingsböcke, die ein ganz ausgezeichnetes
Gewicht hatten. Der eine wog im Frühjahr 1925 im Alter von 13 Monaten bereits
146 Pfund, der andere im gleichen Alter 136 Pfund. Der Vater dieser beiden
Böcke, hatte als dreijähriger Bock das glänzende Gewicht von 170 Pfund.
Derartige Vatertiere sind natürlich Ausnahmen.
Gaede: Die Wolle:
Die
Länge der Wolle ist bedeutend. Spricht man von einer Länge der Wolle, so ist
Voraussetzung, das ihr Wachstum 1 Jahr gedauert hat und dass beim Messen die
Kräuselungsbögen gerade gestreckt sind, ohne dass eine Dehnung des Haares
stattgefunden hat. Die grauwolligen Landschafe haben häufig eine Wollänge von
28-36 cm. Infolgedessen teilt sich auch die Wolle auf dem Rücken und fällt
seitwärts ab. Diese Art der Wollagerung auf dem Körper ist von großer
Bedeutung, da die Tiere dadurch in der Lage sind, selbst bei nassem Wetter auf
der Weide zu bleiben, ohne dass die Gefahr besteht, dass das Wasser bis auf die
Haut eindringen und so leicht eine Erkältung herbeiführen könnte. Das Wasser
bleibt nur auf dem Vlies und tropft hier ab. Die Eigenschaft, Strähnchen und
Stapel zu bilden, besitzen die Wollhaare der grauwolligen Landschafe nicht,
allerdings mit der Einschränkung, dass diejenigen Schafe, deren Wolle noch
nicht zu lang ist, eine gewisse Stapelbildung zeigen, deren Form offen und
spießig ist. Jedoch mit Zunahme des Wachstums der Wollhaare verliert sich diese
Eigenschaft mehr und mehr. Die Haare liegen dann neben- und aufeinander und
geben dadurch dem Körper eine schützende Decke.
Arcularius (1939)
Körperform: mittelgroß
Kopf: mit Stichelhaaren besetzt, meist kleiner Stirnschopf;
schwarz bei blau- und grauwolligen, weiß bei weißwolligen Schafen.
Ohren: mitellang bis lang. Kurzohrigkeit unerwünscht.
Hals: Bei älteren Böcken eine vom Hals bis zur Vorderbrust herabreichende
Mähne von schwarzen Grannenhaaren.
Vorhand: Entsprechend gute Schulter, breite Rippen, lange Brust.
Rumpf: Möglichst tonnenförmig.
Hinterhand: Breit mit entsprechend guter Keule. Stand enggestellt,
jedoch nicht kuhhessig.
Haut: Kräftig, derb.
Geschlechtsmerkmale: Typisch ausgebildet.
Wollzuchtziel: Feinheit C-D-E. Lange Mischwolle. Ausgeglichenheit wird
angestrebt. Spinnfähigkeit für Hausfleiß muß erhalten bleiben.
Wolle: Schlicht. Weiß, hellgrau, blaugrau, blau oder graubraun.
Schwarze und braune Wollen sind unerwünscht.
Vlies: 15-22 cm lange Grannenhaare. Feine, dichte Unterwolle.
Gute Bewachsenheit des gesamten Körpers wird gefordert.
Gewichte: Ältere Böcke 80 kg, Mutterschafe 55 kg, Jungböcke 55 kg,
Jungschafe 40 kg.
Das
Zuchtziel beschränkt sich auf die weitestgehende Erhaltung des
Gesundheitszustandes. Denn es sind seit zwei Jahrzehnten keine Erkrankungen an
Leberegel, Lungen- und Magenwürmern bekannt geworden. Ferner gibt es keine
Klauenerkrankungen auf den feuchten, nebligen Wiesen an der Ostsee. Die
Wollfeinheit von D-E wird aufrecht erhalten, wie die Länge und die hellgraue,
graublaue und grauschwarze Naturfarbe, weil diese Wolle im Haushalt zur
Werkkleidung verarbeitet wird und von keiner anderen ersetzt werden kann. Die
Verbesserung der Körperschwere, Größe und Form geht Hand in Hand mit der
Erhaltung der Widerstandsfähigkeit.
1955:
Das
damalige Zuchtziel sah vor, ein den gegebenen Bedingungen entsprechendes
Landschaf mit rauer Wolle bei guter Fruchtbarkeit und bester Kondition mit
befriedigender Fleisch- und Wolleistung zu züchten. Dabei sollte die Wolle bei
graublauer bis blaugrauer Farbe mit stahlblauem Glanz eine C- bis CD-Feinheit
aufweisen (30-34 µ).
Heidler, 1955 (aus Brockmann 1987)
Wie
stark der Wunsch nach einem fleischigen Rauhwolligen Landschaf war, zeigt auch
eine Bewertung der Ergebnisse von Geade zur Körperform. Frau Dr. Heidler kommt
zu dem Schluß, dass eine Vorselektion und zielgerichtete Züchtung auf
Fleischtypen stattgefunden haben muß, da diese Tiere dem Landschafcharakter
nicht mehr entsprochen haben.
1956 ( Tierzuchtinspektion Schwerin)
Gefordert
wird ein gegen Witterungseinflüsse widerstandsfähiges, in Haltung und Fütterung
anspruchsloses Landschaf, dass sich zur Haltung auf kargen Böden und im rauen
Seeklima eignet.
Kopf: schwarz, hornlos, mittellang, gut mit Deckhaaren
besetzt, Schnippe auf unterem Nasenteil und Stirnschopf zulässig, Ramsnase beim
Bock erwünscht, Augen lebhaft, Zunge blau, Ohren schwarz, mittellang, trocken,
Hals schwache Mähne.
Vorhand: entsprechend dem Geschlechtscharakter gut ausgeprägt.
Rumpf: fester Rücken mit tiefer Hinterrippe.
Hinterhand: Kruppe leicht abfallend.
Gliedmaßen: trocken, Sprunggelenk gut ausgebildet, harte Klauen,
einheitliche und dunkelfarbige Bewollung bis Vorderfußwurzel, bzw. Sprunggelenk
zulässig.
Wolle: mischwollig, C-CD Sortiment, guter Flankenbesatz,
Mindestlänge 12 cm, Farbe graublau bis blaugrau.
Wolleistung: Böcke 5 kg, Muttern 3,5 kg, Rendement mindestens 55 %.
Lebendgewicht
(mindestens): Altböcke 65 kg, Muttern 45kg, Jungböcke 55 kg, Jährlinge 40 kg.
1987 (Brockmann)
Die
Wollfeinheit betrug bei den Böcken (dreijährig und älter) im Durchschnitt 43 µ,
bei den Muttern 37 µ. Die im Zuchtziel festgelegten Farben sind blau bis
graublau bzw. stahlfarben. Schwarze sowie braune, und jetzt auch weiße Wollen
werden abgelehnt.
Bei
der weiteren Zucht muß stärker auf lose Wollen und Erscheinung von zu starkem
Überhaar und sehr dunklen, feinen Wollen geachtet werden, um sie nicht im
Bestand zu verbreiten.