Historische Zuchtziele des 

 Pommernschafs 

        20.11.2002 von  noglo  / aktualisiert: 02.02.2011

Historische Zuchtziele / Rassebeschreibungen der Pommernschafe (chronologische Entwicklung)

Nach Gaede (1926) ist das Zuchtziel darauf gerichtet:

  1. eine Wolle zu erhalten, die in der eigenen Wirtschaft versponnen und verarbeitet werden kann und den Leuten die ihnen so wertvolle Bekleidung liefert. Die Wolle soll weich und geschmeidig sein, dabei auch eine gewisse Festigkeit besitzen, die eine gute Haltbarkeit gewährleistet. Diese Vorzüge kommen am besten bei einer C- bis D-Feinheit (Der Übergang v. C auf D lagdamals bei 37µ) zur Geltung, die daher auch erwünscht ist. Die Wolle soll eine Farbe haben, die man als silbergrau zu bezeichnen pflegt, da ihr dann eine gewisse Schönheit und ein besonderer Glanz eigen ist und sie nicht besonders gefärbt zu werden braucht.
  2. die alten hervorragenden Eigenschaften der Landschafe, wie Genügsamkeit und Widerstandsfähigkeit, zu erhalten und jede Inzucht streng zu vermeiden, da sie nur nachteilige Folgen für die Rasse zeitigt.
  3. größere Körperformen zu züchten, da Körpergröße und Körpergewicht heute noch viel zu wünschen übriglassen und die Rentabilität dadurch nicht unwesentlich beeinflusst wird. Dieses Zuchtziel kann durch eine Reinzucht sehr wohl erreicht werden, und zwar durch Auswahl bester Elterntiere, die eine sichere Vererbungskraft besitzen. Die in der Anlage ererbten Eigenschaften müssen aber durch entsprechende Zuchtmaßnahmen, besonders durch eine gute Fütterung erhalten werden.

Gaede: Das Exterieur

Der Kopf ist keilförmig und verjüngt sich nach vorn, ist selten grob und zeigt selbst beim Bock eine edle Form. Er neigt jedoch oft zur Ramskopfbildung  (3 Bilder)  die gern gesehen wird, da man der Ansicht ist, dass derartige Vatertiere eine gute Vererbungskraft besitzen. Die Farbe des Kopfes soll durchweg dunkel sein. Oft zeigt sich am Maul eine hellere Tönung der Haare, die nicht als fehlerhaft angesehen wird; dagegen ist ein vollkommen weißes Maul verpönt. Ferner finden wir in jeder Herde Tiere mit weißem Stirnschopf, der auf fremdes Blut schließen lässt. Der Kopf muß bis zu den Ohren wollfrei bleiben und soll hornlos sein. Mitunter trägt das Stirnbein keine Spur von Hornzapfen, doch sind gewöhnlich kleinere, kaum fühlbare Knochenhöcker vorhanden, die die Stelle des Hornzapfens kennzeichnen. Die Ohren sind lang, d. h. sie können zur gegenseitigenBerührung gebracht werden. Die Länge des Ohres beträgt durchschnittlich 10 cm. Der Hals ist länger als beim Fleischschaf und geht in geschwungener Linie in den Brustkorb über. Der Brustkorb zeigt oft recht verschiedene Formen. Tiere, die in der Jugend gut ernährt sind und genügend Bewegung gehabt haben, zeichnen sich durch eine gut entwickelte, meist birnenförmige Brust aus. Je größer der Brustraum ist, desto eher ist die Möglichkeit für eine gute Ausdehnung der Organe gegeben. Leider ist der Brustkorb bei unseren grauwolligenLandschafen oft recht schmal. Der Rücken ist mittellang bis lang, neigt aber oft zur Senkung. Die Nierenpartie ist nicht immer ideal, hauptsächlich aber ist die Beckenbreite nicht zufriedenstellend; sie ist durchweg zu schmal. Die Gliedmaßen sind ziemlich stabil. Vielfach stehen die Klauen der Vorderextremitäten nahe aneinander und zeigen eine bodenenge Stellung. Bei den Hinterextremitäten ist meistens das Gegenteil zu beobachten; die Klauen stehen weiter auseinander, und es zeigt sich die bodenweite Stellung. Das Gewicht der Vatertiere war besonders großen Schwankungen unterworfen. Verfasser hatte verschiedentlich Gelegenheit, ausgewachsene Böcke von 100-150 Pfund zu sehen. Besonders erwähnenswert sind zwei Jährlingsböcke, die ein ganz ausgezeichnetes Gewicht hatten. Der eine wog im Frühjahr 1925 im Alter von 13 Monaten bereits 146 Pfund, der andere im gleichen Alter 136 Pfund. Der Vater dieser beiden Böcke, hatte als dreijähriger Bock das glänzende Gewicht von 170 Pfund. Derartige Vatertiere sind natürlich Ausnahmen.

Gaede: Die Wolle:

Die Länge der Wolle ist bedeutend. Spricht man von einer Länge der Wolle, so ist Voraussetzung, das ihr Wachstum 1 Jahr gedauert hat und dass beim Messen die Kräuselungsbögen gerade gestreckt sind, ohne dass eine Dehnung des Haares stattgefunden hat. Die grauwolligen Landschafe haben häufig eine Wollänge von 28-36 cm. Infolgedessen teilt sich auch die Wolle auf dem Rücken und fällt seitwärts ab. Diese Art der Wollagerung auf dem Körper ist von großer Bedeutung, da die Tiere dadurch in der Lage sind, selbst bei nassem Wetter auf der Weide zu bleiben, ohne dass die Gefahr besteht, dass das Wasser bis auf die Haut eindringen und so leicht eine Erkältung herbeiführen könnte. Das Wasser bleibt nur auf dem Vlies und tropft hier ab. Die Eigenschaft, Strähnchen und Stapel zu bilden, besitzen die Wollhaare der grauwolligen Landschafe nicht, allerdings mit der Einschränkung, dass diejenigen Schafe, deren Wolle noch nicht zu lang ist, eine gewisse Stapelbildung zeigen, deren Form offen und spießig ist. Jedoch mit Zunahme des Wachstums der Wollhaare verliert sich diese Eigenschaft mehr und mehr. Die Haare liegen dann neben- und aufeinander und geben dadurch dem Körper eine schützende Decke.



Arcularius (1939)

Körperform: mittelgroß
Kopf mit Stichelhaaren besetzt, meist kleiner Stirnschopf; schwarz bei blau- und grauwolligen, weiß bei weißwolligen Schafen.
Ohren: mitellang bis lang. Kurzohrigkeit unerwünscht.
Hals: Bei älteren Böcken eine vom Hals bis zur Vorderbrust herabreichende Mähne von schwarzen Grannenhaaren.
Vorhand: Entsprechend gute Schulter, breite Rippen, lange Brust.
Rumpf: Möglichst tonnenförmig.
Hinterhand: Breit mit entsprechend guter Keule. Stand enggestellt, jedoch nicht kuhhessig.
Haut: Kräftig, derb.
Geschlechtsmerkmale: Typisch ausgebildet.
Wollzuchtziel: Feinheit C-D-E. Lange Mischwolle. Ausgeglichenheit wird angestrebt. Spinnfähigkeit für Hausfleiß muß erhalten bleiben.
Wolle: Schlicht. Weiß, hellgrau, blaugrau, blau oder graubraun. Schwarze und braune Wollen sind unerwünscht.
Vlies: 15-22 cm lange Grannenhaare. Feine, dichte Unterwolle. Gute Bewachsenheit des gesamten Körpers wird gefordert.
Gewichte: Ältere Böcke 80 kg, Mutterschafe 55 kg, Jungböcke 55 kg, Jungschafe 40 kg.



Hering, 1941

Das Zuchtziel beschränkt sich auf die weitestgehende Erhaltung des Gesundheitszustandes. Denn es sind seit zwei Jahrzehnten keine Erkrankungen an Leberegel, Lungen- und Magenwürmern bekannt geworden. Ferner gibt es keine Klauenerkrankungen auf den feuchten, nebligen Wiesen an der Ostsee. Die Wollfeinheit von D-E wird aufrecht erhalten, wie die Länge und die hellgraue, graublaue und grauschwarze Naturfarbe, weil diese Wolle im Haushalt zur Werkkleidung verarbeitet wird und von keiner anderen ersetzt werden kann. Die Verbesserung der Körperschwere, Größe und Form geht Hand in Hand mit der Erhaltung der Widerstandsfähigkeit.



1955:

Das damalige Zuchtziel sah vor, ein den gegebenen Bedingungen entsprechendes Landschaf mit rauer Wolle bei guter Fruchtbarkeit und bester Kondition mit befriedigender Fleisch- und Wolleistung zu züchten. Dabei sollte die Wolle bei graublauer bis blaugrauer Farbe mit stahlblauem Glanz eine C- bis CD-Feinheit aufweisen (30-34 µ).



Heidler, 1955 (aus Brockmann 1987)

Wie stark der Wunsch nach einem fleischigen Rauhwolligen Landschaf war, zeigt auch eine Bewertung der Ergebnisse von Geade zur Körperform. Frau Dr. Heidler kommt zu dem Schluß, dass eine Vorselektion und zielgerichtete Züchtung auf Fleischtypen stattgefunden haben muß, da diese Tiere dem Landschafcharakter nicht mehr entsprochen haben.



1956 ( Tierzuchtinspektion Schwerin)

Gefordert wird ein gegen Witterungseinflüsse widerstandsfähiges, in Haltung und Fütterung anspruchsloses Landschaf, dass sich zur Haltung auf kargen Böden und im rauen Seeklima eignet.
Kopf: schwarz, hornlos, mittellang, gut mit Deckhaaren besetzt, Schnippe auf unterem Nasenteil und Stirnschopf zulässig, Ramsnase beim Bock erwünscht, Augen lebhaft, Zunge blau, Ohren schwarz, mittellang, trocken, Hals schwache Mähne.
Vorhand: entsprechend dem Geschlechtscharakter gut ausgeprägt.
Rumpf: fester Rücken mit tiefer Hinterrippe.
Hinterhand: Kruppe leicht abfallend.
Gliedmaßen: trocken, Sprunggelenk gut ausgebildet, harte Klauen, einheitliche und dunkelfarbige Bewollung bis Vorderfußwurzel, bzw. Sprunggelenk zulässig.
Wolle: mischwollig, C-CD Sortiment, guter Flankenbesatz, Mindestlänge 12 cm, Farbe graublau bis blaugrau.
Wolleistung: Böcke 5 kg, Muttern 3,5 kg, Rendement mindestens 55 %.
Lebendgewicht (mindestens): Altböcke 65 kg, Muttern 45kg, Jungböcke 55 kg, Jährlinge 40 kg.



1987 (Brockmann)

Die Wollfeinheit betrug bei den Böcken (dreijährig und älter) im Durchschnitt 43 µ, bei den Muttern 37 µ. Die im Zuchtziel festgelegten Farben sind blau bis graublau bzw. stahlfarben. Schwarze sowie braune, und jetzt auch weiße Wollen werden abgelehnt.
Bei der weiteren Zucht muß stärker auf lose Wollen und Erscheinung von zu starkem Überhaar und sehr dunklen, feinen Wollen geachtet werden, um sie nicht im Bestand zu verbreiten.

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