4. Rauhwollertag, 2000 

 in Burgdorf, bei Fam. Zocher 

        20.11.2002 von  noglo  / aktualisiert: 02.02.2011

Die drei besten Böcke mit ihren Züchtern. (v.l.n.r.) Sylvia Alpers, Wolfgang Zocher, Leon Gloor, Norbert Gloor


Bericht zum 4. Rauhwollertag in Niedersachsen, Burgdorf, Hof Zocher, 2000

Rauhwoller (Pommernschafe) erobern Niedersachsen, 2000

Das traditionelle Landschaf der Ostseeküstenregion erweitert sein Verbreitungsgebiet seit einigen Jahren stetig nach Westen. Dass die Pommernschafe an Ost- u. Nordsee gleichermaßen gut gedeihen, konnten sie am 8. Juli in Burgdorf bei Hannover unter Beweis stellen. Dort fand auf dem Hof von Marion u. Wolfgang Zocher erstmalig eine offizielle Landesschau der Rasse Rauhwolliges Pommersches Landschaf statt. Mit dieser Veranstaltung wollte der Landesschafzuchtverband Niedersachsen der Tatsache gerecht werden, dass diese interessante Schafrasse in den letzten Jahren auch im Nordwesten Deutschlands zunehmend ihre Liebhaber gefunden hat. Immerhin mehr als 60 Tiere wurden an diesem Samstag von Züchtern aus dem Hannoverschen Zuchtgebiet und aus Weser-Ems aufgetrieben und boten Zuschauern und Interessenten die Gelegenheit, sich weit ab vom Ursprungszuchtgebiet einen Eindruck von dieser immer noch seltenen Rasse zu verschaffen. Sowohl der diesjährige Lämmerjahrgang als auch Jährlingsschafe u. -böcke aus dem vergangenen Jahr stellten sich den kritischen Augen der Körkommission. Diese Aufgabe teilte sich Matthias Brockob vom Landesschafzuchtverband Niedersachsen und Robert von Stärk aus Rostock, langjähriger Zuchtleiter des ehemaligen Zuchtvereins für Rauhwollige Pommersche Landschafe auf Rügen.

Bei der Bewertung der Tiere hob von Stärk für die Züchter und Zuschauer noch einmal die Charakteristika dieser alten Landrasse hervor: Eines der wichtigsten Kriterien für die Bewertung ist immer noch die Wolle, denn wegen ihrer besonderen Eigenschaften wurden die Pommernschafe Jahrhundertelang von den Fischern an der Ostsee gehalten. Auch wenn die Wollpreise derzeit allgemein unbefriedigend sind, wissen HandspinnerInnen den besonderen Wert der Pommernschafwolle zu schätzen. Nach wie vor wird großer Wert auf die Erhaltung des typischen Mischwollcharakters mit grobem Deckhaar und feiner Unterwolle gelegt, wobei die Wolle auf keinen Fall zu fein werden darf. Angestrebt wird eine CD-Feinheit, denn nur so kann die Widerstandsfähigkeit dieser Tiere erhalten und ganzjährige Freilandgaltung gewährleistet werden. Ausreichende Stapellänge, Ausgeglichenheit in Farbe und Feinheit und ein hinreichendes Maß an Kraft kennzeichnen ein gutes Vlies, wobei die Farbe von grau über blaugrau bis blau variiert. Gefordert wird außerdem eine gute Bauchbewollung, während die Beine und der Kopf nur mit schwarzen Stichelhaaren besetzt sein sollen, wobei ein kleiner Stirnschopf erlaubt ist.

Als typisches Landschaf, das alle Vorraussetzungen für die Landschaftspflege mitbringen muss, sollen die Pommernschafe vor allem marschfähig sein. Einem korrekten Fundament mit festen Fesseln kommt daher eine große Bedeutung zu, während die kräftige Winkelung der Hinterbeine und ein leichter Ansatz zu x-Beinen durchaus toleriert werden, da diese Merkmale rassetypisch sind und die Beweglichkeit der Tiere nicht einschränken. Die schwarzen Klauen der Tiere sind sprichwörtlich hart, so dass selten Klauenprobleme auftreten.

Bei der Körpernote steht eine gute Entwicklung mit ausreichender Rumpftiefe und gut gewölpten Rippen im Vordergrund. Hier hat die Futtergrundlage auf den unterschiedlichen Standorten sicherlich einen großen Einfluss. Die Bemuskelung der Tiere wird nicht bewertet, da die Rauhwoller nicht in eine Fleischrasse umgezüchtet werden soll.

Von der Zucht ausgeschlossen werden Tiere mit Merkmalen, die auf Genanteile anderer Rassen hindeuten, etwa mit hellen Flecken an Gaumen oder Zunge oder Hornansätzen.

Nach der Bewertung bzw. Herdbuchaufnahme der Lämmer und Jährlinge fand eine Rangierung und Prämierung der besten Tiere statt. Unter den weiblichen Lämmern kam ein gut entwickeltes Lamm mit ausgezeichneter, langer Wolle von Norbert Gloor aus Hoyerhagen auf den ersten Platz, während sich bei den Bocklämmern ein langes Tier mit ausgeglichener, kraftvoller Wolle von Michael Ruhnau aus Bülstedt durchsetzte. Die weiblichen Jährlingsschafe wurden von einem breiten, kräftigen Tier mit blaugrauer Wolle von Michael Ruhnau angeführt. Hier fiel der rassetypische edle Kopf auf, der bereits jetzt einen ausgeprägten mütterlichen Ausdruck zeigte. Bei den Jährlingsböcken reichte kein Tier an einen sehr gut entwickelten blaugrauen Bock von Norbert Gloor heran. Dieser zeigte neben der gerade bei den Böcken geforderten rauhen blaugrauen Wolle den erwünschten männlichen Ausdruck und einen gern gesehenen Mähnenansatz.

Insgesamt bot diese erste Landesschau für das Pommernschaf in Niedersachsen eine sehr gute Gelegenheit, sich von dem inzwischen erreichten hohen Niveau der Zucht zu überzeugen. Ein herzlicher Dank geht an Familie Zocher, die auch für das leibliche Wohl aller Beteiligten gesorgt hatte. Bleibt zu wünschen, dass auch im nächsten Jahr am zweiten Samstag im Juli noch mehr Züchter und natürlich auch Interessenten den Weg nach Burgdorf finden.

Michael Ruhnau


Alle Siegertiere --- Pers. v.l.n.r., N. Gloor, M. Brockob, S. Alpers. und unser Gast aus Hessen, Thomas Budesheim


Dieses Mutterlamm aus unserer Zucht hat an diesem Tag den 1a-Preis belegt. Sie hat uns viele Jahre gute Lämmer gebracht. Siehe Bild unten: Ist sie nicht ein Prachtstück geworden?!


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